Krieg gegen die Ukraine: Erster Jahrestag der russischen Invasion 

Am 24. Februar 2022 begann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das Netzwerk der Hannah-Arendt-Initiative unterstützt gefährdete Medien und Medienschaffende, auch aus der Ukraine, Russland und Belarus.

Russlands Krieg gegen die Ukraine hat das Leben von Millionen von Menschen schlagartig verändert. Unzählige Zivilistinnen und Zivilisten und Soldatinnen und Soldaten sind in den vergangenen zwölf Monaten getötet worden. 18,7 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer haben nach Angaben des UNHCR seit Februar 2022 ihr Land verlassen, einige sind zwischenzeitlich zurückgekehrt. Laut Reporter ohne Grenzen sind bisher acht Medienschaffende bei der Ausübung ihrer Arbeit in der Ukraine getötet worden.

Wie der Krieg die Medienlandschaft verändert

Die  Medienlandschaft ist seit Beginn des Krieges eine andere. Medienhäuser in der Ukraine wurden von russischen Streitkräften gezielt angegriffen und zerstört, Redaktionen überfallen, Journalistinnen und Journalisten gewaltsam bedroht und unter Druck gesetzt. In vielen Regionen ist die Stromversorgung und digitale Infrastruktur zerstört, was die Berichterstattung von vor Ort erschwert.

Auch in der russischen Medienlandschaft hat der Krieg seine Spuren hinterlassen: Bereits vor Beginn des Krieges wurden internationale Medien wie die Deutsche Welle gesperrt oder ausgewiesen. Zwischenzeitlich hat der Kreml zahlreiche Journalistinnen und Journalisten und ganze Medienhäuser, die kritisch über den Krieg berichten, zu “ausländischen Agenten” erklärt, die Bezeichnung “Krieg” ist in der Berichterstattung untersagt. Unabhängig arbeitende Redaktionen wurden geschlossen, die Zensur im Internet verstärkt. Digitale Bedrohungen und der Einsatz von Spionagesoftware nehmen weiter zu.

Vielen Medienschaffenden und ihren Redaktionen bleibt damit nur die Flucht ins Exil, um ihre Arbeit und Berichterstattung im Ausland fortzusetzen und russischsprachigen Menschen weiterhin Zugang zu unabhängigen Informationen über den Krieg zu verschaffen.

Im Exil stehen die Medienhäuser und auch die Journalistinnen und Journalisten vor zahlreichen Herausforderungen: Sie brauchen Aufenthaltstitel und Lizenzen, müssen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden und einstellen, sie brauchen technische Ausstattung und müssen den Kontakt zu ihren Quellen halten oder neue Kontakte aufbauen. Viele Journalistinnen und Journalisten haben zudem Traumatisches erlebt und benötigen psychosoziale Unterstützung. Ihnen fehlen ein festes Einkommen, eine berufliche Perspektive und Zukunftssicherheit für sich selbst und ihre Familien.

Das Netzwerk der Hannah-Arendt-Initiative

Im Sommer 2022 wurde auf Initiative des Auswärtigen Amts und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien die Hannah-Arendt-Initiative ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist der Aufbau eines Netzwerks zivilgesellschaftlicher Organisationen, die sich gemeinsam für den Schutz und die Unterstützung von bedrohten Medienschaffenden aus Kriegs- und Krisengebieten einsetzen.

Journalistische Stimmen im Exil stärken

Anhand verschiedener Projekte unterstützen die Partnerorganisationen der Hannah-Arendt-Initiative unter anderem Medien und Journalistinnen und Journalisten aus der Ukraine, Russland, und Belarus, die durch den Krieg in der Ukraine bedroht sind. Die Unterstützung beinhaltet unter anderem die Bereitstellung von Notfallstipendien, technische und finanzielle Hilfe, Trainings und Beratungen.

Zwei Beispiele aus der Projektarbeit:

Das European Centre for Press and Media Freedom (ECPMF) hat im Rahmen ihres Projekts “Voices of Ukraine” 159 fünfmonatige Notfallstipendien an ukrainische Medienschaffende vergeben, 40 Medien und zwei freischaffende Journalistinnen erhielten technische Unterstützung. 13 ukrainische Journalistinnen nehmen derzeit an einem Journalist-in-Residence-Programm im Kosovo teil. Außerdem nahmen über 60 Medienschaffende an vier digitalen Trainingseinheiten zu den Themen Desinformation und Fake News, Resilienz und Digitale Sicherheit teil. 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten die Netzwerkkonferenz “Re:Cover: How Russia’s War in Ukraine changes Journalism” im Dezember in Bratislava.

Die DW Akademie, ebenfalls Netzwerkpartner der Hannah-Arendt-Initiative, vergab in ihrem Projekt Space for Freedom unter anderem bisher 31 Stipendien an russische und belarussische Journalistinnen und Journalisten, 24 belarussische Journalistinnen und Journalisten nahmen an Trainings teil. Die DW Akademie beriet außerdem 27 russische Journalistinnen und Journalisten bei ihrer Umsiedelung ins Exil und bei ihrer weiteren beruflichen Entwicklung. Drei belarussische Medien erhielten Beratung zu den Themen Digitale Sicherheit, Audience Development und Organisationsentwicklung.

Weitere Organisationen des Netzwerks der Hannah-Arendt-Initiative, die Projekte in der Pilotphase durchführen, sind der European Fund for Journalism in Exile (JX Fund) und MiCT – Media in Cooperation and Transition.

 

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